Die Trotzphase – was hilft gegen den Zwergenaufstand?

Wann und wo es passiert ist für viele Eltern eine Überraschung. Auf dem Wickeltisch, beim Essen oder beim Anziehen. Von heute auf morgen möchte das Kind eine Sache die es bereits gefühlt 1000 mal gemacht hat nicht mehr. Die Antwort des Kindes: schreien, strampeln und rebellieren, als würde sein Leben davon abhängen. Herzlich willkommen in der Trotzphase.

Warum trotzen Kinder? Und mit welchen Tipps und Tricks lässt sich diese Phase im Kindesalter gut überstehen? Wir haben für euch hier einen sehr ausführlichen Ratgeber verfasst um euch leichter durch die Trotzphase eures Kindes zu bringen.
Eines können wir vorab verraten: Keine Angst vor der Trotzphase, auch diese wird bald wieder enden!

Trotzphase – Wenn das Wickeln zur Mammutaufgabe wird

Es kommt ganz plötzlich zum Beispiel beim Wickeln, Anziehen und der täglichen Körperpflege des Kindes. Ein einfaches Windelwechseln wird zum Kampf zwischen Eltern und Kind. Es wird gezappelt, gebrüllt und der Sprössling versucht sich mit jedem Muskel des doch so kleinen Körpers zu wehren. Dabei war es „gestern“ noch gar kein Problem.

Während das Kind es „gestern“ gar nicht erwarten konnte Schuhe und Jacke anzuziehen, um mit Mama einkaufen zu gehen, wird heute gebrüllt und um sich gehauen.

Liebe Eltern, herzlich Willkommen in der Trotzphase.

Im Schnitt beginnt diese Phase mit 18 Monaten in Verbindung mit einem Wachstumsschub. Das Kind entwickelt nun seinen eigenen Willen. Es versteht ab nun, dass die Wünsche der Eltern mit den eigenen nicht immer harmonieren. Das Mami etwas möchte und das Kind nicht, oder umgekehrt. In dieser Phase entwickeln Kinder aber auch den Drang, Dinge selber zu tun, die sie jedoch noch nicht oder noch nicht richtig können. Der eigene Wille wird dann lautstark durch einen heftigen Ausbruch von Wut und Verzweiflung verkündet.

Was die Natur bei diesem Wachstumsschub leider nicht eingeplant hat, ist das Verständnis, dass manche Sachen getan werden müssen. Und dass „jetzt nicht“, nicht „niemals“ bedeutet.

Ein Beispiel aus dem Alltag

Die Mama ist mit ihrer Tochter im Supermarkt und die Kleine entdeckt das Süßigkeiten Regal. „Heute nicht“, sagt die Mama und schon geht es los. Es wird geschrien, gezickt und sich auf den Boden geworfen. Argumente wie: „wir haben noch Süßigkeiten zu Hause“, „Heute Abend nach dem Abendessen bekommst du Schoki“, „Wir gehen nachher noch Kuchen essen“ oder „komm du bekommst eine Brezel beim Bäcker“, sind nutzlos. In diesem Moment gibt es für das Kind nur eines: „Ich will jetzt Süßigkeiten“.

Kinder lernen in dieser Phase ihren einen eigenen Willen zu entwickeln. Sie wollen ihren Willen sofort bekommen. Für Kinder hat in diesem Moment das Wort „später“ die gleiche Bedeutung wie „nie“ oder „niemals“.

Ignorieren ist keine Lösung

Wenn man im Freundeskreis oder bei Bekannten von der Trotzphase des Kindes berichtet, bekommt man häufig den gut gemeinten Rat dies zu ignorieren nach dem Motto „das Kind muss lernen, dass es die Eltern nur gut meinen und ihre Autorität durchsetzen müssen“.

Eltern sollten die Trotzphase jedoch ernst nehmen. Es ist eine wichtige Phase eines Kindes auf dem Weg zur Selbstständigkeit und Persönlichkeitsentwicklung. Wenn Eltern diese Trotzanfälle ignorieren und mit Strenge reagieren, wirkt sich dies negativ auf die Entwicklung des Kindes aus.

Natürlich gibt es auch Dinge die Eltern einfach machen müssen, wie unser nächstes Beispiel zeigt.

Ein Beispiel aus dem Alltag

Eine Duftwolke erfüllt den Raum, die Windel ist voll. Mama nimmt ihren kleinen Sohn und trägt ihn zum Wickeltisch. Sobald dieser auf der Wickelunterlage abgelegt wird, geht es los. Er schreit, brüllt und krampft als ob Mami ihm etwas Böses will.

Kinder werden häufig von ihrem Gefühlsausbruch und deren Heftigkeit selbst überrascht, doch sie können ihre Gefühle nicht regulieren. Diese Situation macht Kindern häufig auch Angst, da sie es nicht gewohnt sind von ihren Emotionen überrollt zu werden.

Das Kind will selbstständig sein

Während der Trotzphase und der Entwicklung des eigenen Willens entsteht auch der Wunsch, etwas alleine zu machen. Die sprachlichen Fähigkeiten sind jedoch meistens noch nicht so weit entwickelt, dass Kinder diesen Wunsch ihren Eltern mitteilen können, geschweige denn erklären können. Wenn dann etwas nicht gelingt oder die Eltern die Kinder  eine Aufgabe nicht „selbst machen lassen“, sind diese enttäuscht und frustriert.

Ein Beispiel aus dem Alltag

Paul hat sich beim Essen verkleckert und Papa möchte ihm einen neuen Pulli anziehen. Paul schlägt Papas Hand beiseite und sagt: „alleine!“. Mühsam versucht er seine Arme aus den Ärmeln des Pullis zu fädeln, doch es gelingt nicht. Papa bietet seine Hilfe an, doch das reicht schon, dass Paul zornig wird, „alleine!“, protestiert er. Weiterhin versucht er aus dem Pulli zu kommen, aber es gelingt nicht. Paul resigniert, heult und brüllt. Die Enttäuschung ist ihm anzusehen.

Trotzphase souverän bewältigen

Die Trotzphase macht jedes Kind durch, das eine mehr, das andere weniger. Es ist ein wichtiger Bestandteil bei der Persönlichkeitsentwicklung und gehört zum „größer werden“ dazu. Eltern sollten dies akzeptieren und nicht als störend wahrnehmen. Außerdem sollte man dieser Phase gelassen begegnen und das Kind keine Sorgen, Ängste oder Unsicherheit spüren lassen. Was hier ganz leicht klingt, ist meist sehr anstrengend und kostet uns Eltern viel Kraft und Ausdauer.

Der neu gefundene Willen der Kinder sollte ernstgenommen werden und die Eltern müssen bereit sein Kompromisse zu finden. Klar muss ein Kind gewickelt werden, da führt kein Weg daran vorbei. Aber Eltern haben die Möglichkeit dem Willen des Kindes etwas nachzugeben und das Kind erst 10 Minuten später zu wickeln. Je nach der Entwicklung des Kindes kann dieses auch in die Planung „gewickelt zu werden“ eingebunden werden. Eltern können mit einfachen Fragen oder Aufforderungen „Wann können wir die Stinke-Windel wechseln?“, „Wenn du fertig mit Spielen bist, kommst du bitte die Windel wechseln“ oder „Sollen wir dich heute auf dem Boden wickeln?“ das Kind am weiteren Ablauf teilhaben lassen.

In der Trotzphase müssen Eltern sehr viel Geduld für ihre Kinder haben. Denn diese wollen ab sofort viele Dinge selbst ausprobieren. Dabei muss den Sprösslingen Zeit zum Ausprobieren gegeben werden auch wenn dabei viel daneben geht. Weiterhin benötigen die Kleinen jedoch sehr viel Hilfe ihrer Eltern. Eine Kunst ist es zu helfen, ohne dass das Kind zu verstehen bekommt, dass es noch zu klein ist und dies und jenes noch nicht kann.

Tipps und Tricks während der Trotzphase

  • Das Kind miteinbeziehen und Zeit geben, Dinge alleine zu probieren
  • Geduld haben
  • Trost anbieten
  • Konsequent bleiben
  • Einfühlungsvermögen zeigen
  • Klaren Rahmen und wiederkehrende Tagesabläufe geben dem Kind Sicherheit

Falls das Kind nicht mehr gewickelt werden will:

  • Im Stehen wickeln und anziehen anbieten
  • An einem anderen Ort wickeln und anziehen anbieten zB. im Bad
  • Kleidung zum Zuknöpfen benutzen oder mit Reisverschluss
  • Wenn möglich keine Kleidung über den Kopf ziehen
  • Etwas in die Hand geben z.B. Musikinstrumente wie Rasseln
  • einen Schnuller und das Kuscheltier bereithalten
  • Anbieten aufs Töpfchen zu gehen
  • Musik laufen lassen
  • An- und ausziehen sowie wickeln mit einer Massage verbinden, falls das Kind das möchte
  • Mit einer Handpuppe oder Kuscheltier eine Geschichte erzählen

#auchdietrotzphasegehtvorbei